Weiterbildung nach dem Gießkannenprinzip? Teamentwicklung strategisch gedacht

Möglicherweise werden auch bei Euch im Unternehmen Weiterbildungsprogramme nur mäßig in Anspruch genommen. Mitarbeiter melden sich aus eigenem Antrieb nicht an. Das Teambüro hat viel Aufwand für nichts – hohe Kosten inklusive. Oder schlimmer noch: Ihr habt gar kein Schulungsprogramm. Weiterbildung von Mitarbeitern findet rein nach dem Gießkannenprinzip statt – jeder bekommt ein bisschen was ab. Tröpfchenweise versickern Zeit, Geld und Know-How…
Doch was ist der Sinn und Zweck von Teamentwicklung? Kurzum: Durch Mitarbeiter Wert schaffen. Erfolgreiche Teamentwicklung hat zur Folge, dass auch das Unternehmen sich kraftvoll entwickelt. Und zwar in Richtung der sich selbst gesteckten Ziele. Mit einem gezielten Budget und einem wertschätzenden Programm.
Lasst uns das Thema Team-Potentiale strategisch in 4 Schritten betrachten:

Schritt 1: Identifiziere Deine strategischen Jobfamilien

Alle Jobs sind wichtig, sonst würden ja keine Mitarbeiter eingestellt. Allerdings: Viele Jobs erfüllen nur grundlegende Fähigkeiten und Anforderungen, führen aber nicht zur Differenzierung. Vermutlich kommt auch in Eurem Unternehmen das Pareto-Prinzip zur Anwendung: 80% des Teams haben operationale Rollen, 20% haben einen strategischen Einfluss. In den meisten Unternehmen liegt das Verhältnis sogar bei 90/10. Im Klartext: In einem 20-köpfigem Team haben nur 2-4 Mitarbeiter strategischen Einfluss, der 16-18 Mitarbeiter haben rein operative Aufgaben! Somit hängt der Erfolg des Unternehmens davon ab, wie gut die Kompetenzen von 2-4 Mitarbeitern entwickeln würde. Und das stellt eben das Wesentliche eines strategischen Fokus dar.
Im ersten Schritt geht es also darum, die wenigen (erfolgs-)kritischen Jobs zu identifizieren. Welche haben den größten Einfluss auf die Strategie? Welche spielen eine Schlüsselrolle? Wer sind die strategischen Jobs bzw. Jobfamilien in Eurem Unternehmen? Wer sind Eure Schlüsselpersonen?
Achtung: Die Schlüsselpersonen sind nicht zwingend Eure Führungskräfte. Auch wenn Ihr gewachsene Strukturen mit langjährigen Mitarbeitern und Führungskräften habt, lohnt es sich, die echten Schlüsselpersonen zu finden. Wenn Ihr ein Team neu zusammenstellt, dann liegt der Fokus auf strategischen Aufgabenfeldern bzw. Prozessen.

Schritt 2: Erstelle ein Kompetenzprofil vom Team

Die Anforderungen der strategisch wichtigen Job-Familien werden detailliert, das nennt man „Kompetenz-Profiling“. Eine Kompetenzmatrix verschafft einen sofortigen Überblick über den Status Quo der drei wesentlichen Bereiche:

  • Wissen: Allgemeines Hintergrundwissen, das für die Erfüllung des Jobs erforderlich ist. Jobspezifisches Wissen („Themenexperte“) oder Rahmenwissen („den Kunden kennen“).
  • Fähigkeiten: Die Fähigkeiten, die zur Ergänzung der allgemeinen Wissensbasis erforderlich sind (Verhandlungstechniken, Beratung…)
  • Werte: Die Reihe von Charakteristika oder Verhaltensweisen, die überragende Leistungen in einem bestimmten Job ermöglichen (Teamwork, Kundenfokus…)

Eine Kompetenzmatrix-Vorlage dient als Gerüst und hilft bei der Erarbeitung. Input dafür können Aufgabenlisten bzw. Jobbeschreibungen und bisher durchgeführte Weiterbildungen sein.

Schritt 3: Beurteile die Team-Bereitschaft

Nun geht es darum, die momentanen Fähigkeiten und Kompetenzen des Teams zu beurteilen. Dafür steht uns eine ganze Bandbreite an Werkzeugen zur Verfügung: Von einer Selbstbeurteilung (in Relation zu den Jobanforderungen) bis hin zu einem 360-Grad-Feedback. Bewährte Werkzeuge dafür sind z.B. Orientierungsgespräche oder Mitarbeiterbefragungen.
Was soll dabei rauskommen? In diesem Zusammenhang: Leistung und Potential des Mitarbeiters werden bewertet. Das ist die Basis für einen Karriereentwicklungsdialog. Du bist dadurch in der Lage, die strategische Bereitschaft des Teams zu beurteilen. Die Mitarbeiter erhalten ein klares Verständnis von Zielen, ein bedeutsames Feedback auf ihre momentanen Kompetenzen und Leistungen und einen praktischen Ansatz für ihre zukünftige persönliche Entwicklung.

Schritt 4: Erarbeite ein Teamwicklungsprogramm

Mit Hilfe der Schritte 1-3 bist Du nun in der Lage, dich auf strategische Jobs zu fokussieren, anstelle Personalausgaben weitläufig zu verstreuen. Eine „Unternehmensakademie“ mit fachlichen und persönlichen Inhalten als Jahresprogramm ist ein wertvoller Bestandteil der Unternehmensentwicklung.
Teilt die Akademie auf in ein Basisprogramm (für ALLE Mitarbeiter inklusive Azubis) sowie ein Programm für die strategischen Jobs. Diskutiert mit dem Team die Schaffung einer Win-Win-Situation: Weiterbildung wird generell vom Unternehmen bezahlt, findet jedoch in der Freizeit statt. Weiterbildung als Spielregel vereinbaren!

Das Basisprogramm sollte zunächst die grundlegenden Fähigkeiten abdecken, die notwendig sind: Verhalten am Telefon, Ersthelfer, Verkaufstechniken etc. Erarbeitet ein vernetzt gedachtes Konzept und bezieht alle Interessengruppen ein!

  • Welche Inhalte können durch interne Spezialisten abgedeckt werden? Z.B. Azubis, Praktikanten, Studenten für Social Media, IT, MS Office
  • Welche erfahrenen Mitarbeiter können wir für komplexe Arbeitsvorgänge gewinnen?
  • Für welche Inhalte werden externe Spezialisten benötigt?
  • Welche Netzwerkpartner, Lieferanten können einbezogen werden?
  • Gibt es befreundete Unternehmen im Netzwerk, mit denen kooperiert werden kann?

Ziel ist die Erarbeitung eines Weiterbildungsprogramms, welches in den Folgejahren fortgeschrieben werden kann.

On top sollte ein Programm für die strategischen Jobfamilien erarbeitet werden, welche überragende Leistungen ermöglichen sollen. Hier geht es insbesondere um die Förderung von Werten (Teamwork, Kundenfokus, heute Kollege – morgen Vorgesetzter…)!

Fazit:

Strategische Teamentwicklung schärft das Bewusstsein für die Schlüsselpersonen im Betrieb. Die Fokussierung auf die wenigen mit „Hebelwirkung“ bringt Klarheit und Schnelligkeit und Euch in eine kraftvolle Umsetzung.

Eine Unternehmensakademie zeigt Wertschätzung für alle Mitarbeiter und kann Eure Stolzkultur bereichern. Letztlich ist dies auch ein wichtiger Faktor, um als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden!

Business ohne Brimborium – Anpushen… Strukturieren… Umsetzen!

Viel Freude und Erfolg dabei wünscht Euch
Meike Wilmowicz

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